Nachruf. Wir denken an ALEXANDER SAMYI
Partizipation ist möglich. Du hast daran geglaubt und hast es gezeigt lieber Alex! Partizipation ist möglich! Und Du hast sie umgesetzt in Deinem eigenen Kunstraum, in Deinem Museum am Bach.
Wir haben Alex Samyi als Künstler und Visionär kennengelernt, als Provokateur, als Aktivist, als jemanden, der die Welt ein bisschen besser will und es einfach macht. Alex Samyi war ein sehr engagierter Teilnehmer des /ecm Lehrgangs (2010-12) an der Angewandten und hat bereits im Zuge des Studiums die Ausstellung „Mit sofortiger Wirkung. Künstlerische Eingriffe in den Alltag“ im project space der Kunsthalle Wien mit dem für ihn so selbstverständlichen vollen Elan co-kuratiert.
In seiner Masterthese mit dem Titel „Partizipation ist möglich. (Kunst)museum und Verwaltung (– ein vernachlässigtes Verhältnis).“ Diese war von einem Beharren auf der (un-)möglichen Aufgabe getragen Dekonstruktion zum Leitmotiv eines anderen, demokratischeren Museumshandelns zu machen. Auf der Suche nach neuen Begriffen von Erfindung, Moderne, Freiheit, Partizipation, Assoziation, Politik usw. stellte es sich quer zum traditionellen Konsens, in den Kontext der kritischen Museologie, offen für das Unmögliche.
Alex Samyi hat darauf bestanden, den Geist/Optimismus, den Glauben an dieses Kunstprojekt an einem Typus von Museum zu spiegeln, der bereit ist, neue öffentliche Formen von Kunst hereinzuholen und damit bisherige Selbstverständlichkeiten musealer Öffentlichkeit zu hinterfragen.
Der Impetus zu dieser Arbeit, das ganzheitliche und vernetzte Denken als „Spur der Zukunft“ zu untersuchen, entspringt seiner Sympathie für die Strategien von Öffnung und Ermöglichung eines von ihm so genannten „Open System Modells“. Am Ende seiner Untersuchung stellt er fest, dass er mit dem Angebot des „Parallelfestes“, das Bürger- und Bürgerinnen-Perspektiven versammeln möchte, eine Form von Kunst gefunden zu haben hoffe, die ganz im Sinne von Beuys so etwas wie eine „soziale Plastik“ darstellt, an der unvermeidlich auch Fremde mit widersprüchlichen Ansätzen zu beteiligen wären, er also gefordert ist, sich in seiner Rolle als Künstler, Kurator oder Szenograf weitgehend zurückzunehmen beziehungsweise neu zu definieren.
Was allen unmöglich schien, war ein paar Jahre später plötzlich Realität: Alexander Samyi ist es gelungen dieses Projekt auf seine Weise im Museum am Bach zu realisieren und damit einen Beitrag zu jenem neuen Museumsverständnis zu leisten, von dem er träumte: nämlich dass Bürger- und Bürgerinnen-Versammlung museale Kernaufgabe wird. Es war schön dies zu erleben und noch kürzlich in der Reihe des depots „Wie weiter? Gespräche zur Zukunft der Kulturinstitutionen“ mit ihm über Strategien, Zukunftsvisionen und Demokratisierungsprozesse in Bezug auf das Ausstellungsmachen zu diskutieren.
Du hast uns gezeigt Partizipation ist möglich! Du hast sehr viel bewegt und ins Rollen gebracht! Ausgehend von Deinen Denk- und Handlungsanstößen gibt es noch viel zu fragen, zu denken und zu tun. Du wirst uns dabei sehr fehlen!
Martina Griesser-Stermscheg, Christine Haupt-Stummer, Renate Höllwart, Beatrice Jaschke, Monika Sommer, Nora Sternfeld, Luisa Ziaja
Das /ecm Leitungsteam
TeilnehmerInnen
Franziska Bettac, Barbara Biesuz, Isabelle Blanc, Severin Dunser, Stephanie Endter, Lisa Futing, Thomas Häusle, Marc Horisberger, Kerstin Hosa, Elisabeth Lacher, Astrid Mader, Tinatin Natsvlishvili, Nadja Plagens, Elisabeth Pohl, Chiara Riccardi, Alexander Samy